Spinnkreis Retschow

Projekt Wollwolf/Wool Picker (Swing)/Wollkämmer

Aufbau und Funktion

  • Woll Picker GesamtansichtDer Wollwolf/Wool Picker hat die Abmessung Länge x Breite x Höhe = 73 x 34 x 64 cm.
    Die Schaukel ist 46 cm lang und 25,5 cm breit und trägt rund 300 Nägel.
    Als Material wurde hauptsächlich Buchenleimholz und Aluminium verwendet.
    Mit wenigen Schrauben ist die Maschine zusammengehalten. Die Dübel sind nicht verleimt, so dass der Woll Picker in fünf Minuten komplett zerlegt werden kann.
    Der Zusammenbau dauert auch nicht länger. Markierungen an allen Verbindungsteilen helfen dabei.
    Gummifüße vermindern das Rutschen des Wollkämmers im Betrieb auf glattem Untergrund, wie hier auf Laminat. Sie können gegebenenfalls wieder abgeschraubt werden.
  • Wool picker mit kugelgelagerter Achse Die 15 mm dicke Achse ist kugelgelagert. Die Träger aus Aluminium sind 3 mm dick und sehr stabil.
    Die Höhe der Schaukel lässt sich sensibel an den Drehgriffen einstellen. Die Gewindebolzen gehen hinter den Kugellagern knapp vorbei.
  • Verstellschlitze Die nur leicht angezogenen Schrauben in den seitlichen Schlitzen ermöglichen die Höhenregulation bei sauberem Sitz der Kugellager.
  • Wool picker Detail Für die Befestigung des Griffs an der Schaukel wurde eine elegante Lösung gefunden.
    Die langen vertikalen Seitenbretter sind wegen der Optik nur mit einer Schraube festgeschraubt. Jeweils vier verdeckte Dübel sorgen für wackelfreien Halt.
  • Handauflage Die Gestaltung der Zuführung wurde im Betrieb optimiert.
    Die Hand kann bequem aufgelegt werden und durch Festhalten der Wolle ihren Einzug begrenzen. Diese abgebildete langstapelige und verfilzte Wolle geht, mit einem Schieber unter einem Querbrett zugeführt, im Ganzen heinein und verstopft sofort die Maschine.
    Die Hand liegt hier sicher vor den vorbeipendelnden Nägeln der Schaukel.
  • drehbare Handauflage am Wool picker Die Handauflage ist drehbar. Angesammelter Schnutz kann durch den durch Drehung entstehenden Spalt leicht entfernt werden.
  • Nagelbretter Die zirka 600 Nägel sind alle angefeilt.
    Einzelne Nagelbretter können auch probeweise umgedreht angeschraubt werden, so dass die schräg eingesetzten Nägel in die entgegengesetzte Richtung zeigen.
    Während der Arbeit fällt eine Menge Schmutz aus der Wolle.
  • Nägel am Wollwolf Bei sauberer Einstellung passen die Nagelreihen von Schaukel und Boden aneinander vorbei ohne sich zu berühren.
    Bei normalem Betrieb wird allerdings die Höhe der Schaukel so eingestellt, dass zwischen den oberen und unteren Nägeln ein kleiner Zwischenraum vorhanden ist.

Die Arbeit am Wool Picker

Das bisherige Zupfen der Wolle mit der Hand wird um ca. 90% zeitlich verkürzt. Nach zweimaligem Durchgang wird meist ein optimales Ergebnis erzielt.
Alpakawolle geht ganz leicht durch die Nagelreihen und kommt extrem aufgebauscht hinten heraus.
Entrem langstapelige Wolle, wie z. B. die Spælsau, die bei uns auch noch sehr fettig und verklumpt ist, darf nur portioniert eingalassen werden. Dann zieht die Maschiene die Fäden schön auseinander. Kleine und/oder vertüterte Klumpen müssen weiterhin mit der Hand aussortiert werden. Sie sind aber bereits freigelegt und damit gut sichtbar.

Woolpicker im Test: Kämmen von Wolle des Gotländischen Pelzschafs

  • Wolle vom Gotläandisches Pelzschaf Die Wolle des Gotländischen Pelzschafs liegt in vielen Locken, die ohne Wollkämmer per Hand einzeln auseinandergezupft werden müssen. Für 100g wurden dazu vier Stunden benötigt. Der Aufwand ist unerträglich, insofern noch eine viel größere Menge verarbeitet werden soll.
    Bei dieser Wolle ist die Verwendung eines Wool-Pickers unersätzich. Doch werden die kurzstapeligen, eng zusammengedrehten und teilweise verklebten Locken überhaupt von den Nägeln erfasst?
  • gekämmte Wolle vom Gotläandisches Pelzschaf Das Ergebnis nach dreimaligem Durchgang durch den Wollkämmer. Die Wolle lässt sich einfach und schnell kämmen und kann nun kardiert werden.
    Die Nagelreihen meines Woolpickers stehen so dicht, dass die feinen Locken fast alle erfasst und auseinandergezupft werden. Der Aufwand ist erstaunlich gering und steht in keinem Verhältnis zum Zupfen mit den Fingern. Nur wenige Locken sind ungezupft hindurchgerutscht und können nachgearbeitet werden. Ergebnis: Dieser Woolpicker liefert ein gutes Resultat auch bei problematischer Wolle.

Verletzungsgefahr

Die Arbeit am Wool Picker ist nicht ganz ungefährlich. Es muss unbedingt verhindert werden, von den Nägeln der schwingenden Schaukel erfasst zu werden.
Das stehende Gerät darf nicht von Kindern in Betrieb gesetzt werden können, wie durch Lösen von Feststellern.
Im Betrieb darf keine weitere Person hineingreifen können. Interessierte Haustiere müssen ferngehalten werden.
Beim Reinigen oder bei Wartungsarbeiten mit hochgeklappter Schaukel, darf diese nicht plötzlich und unerwartet losschwingen. Ein Missverständnis mit einer haltenden zweiten Person reicht aus. Doppelte Sicherheit gewährleistet fortwährende Gesundheit.
Arbeite nur konzentriert und ohne Zeitdruck. Sieh dir an, wo die Hand keinesfalls sein darf.
Es erweist sich als sinnvoll, die Wolle portioniert zuzuführen. Dies geht gut mit der Hand oder mit einer kleinen Latte. Die Benutzung eines Schiebers, wie an anderer Stelle im Netz zusehen, ist nur bei kurzstapeliger und nichtverfilzter Wolle möglich.
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann ein unvorhersehbares Ereignis auftreten. Schütze die gefährdete Hand mit einem stabilen Arbeitshandschuh.
Achte auf eng anliegende Ärmel.
Versuche nicht, verbogene Nägel mit den Fingern zurückzubiegen, sondern benutze eine Zange.

Der Bau des Wollkämmers

Der Selbstbau eines Wollkämmers/Wool Picker wurde notwendig, da ein Kauf von einen deutschen Anbieter nur noch auf diese Weise verhindert werden konnte. Der Preis von 480€ bei ebay erschien mir völlig überzogen.
Der Bau erwies sich wie immer als noch aufwendiger als in den allerschlimmsten Ausmalungen.
Im Nachhinein sehe ich den Preis als völlig gerechtfertigt. Wer nicht nahezu unbegrenzt verfügbare Zeit hat, sollte sich einen Wollkämmer bauen lassen, allerdings muss ausgehandelt werden, dass er auch die gewünschte Funktionalität besitzt. Es lässt vermuten, dass 200 unangespitzte Nägel nicht so effektiv arbeiten, wie meine 600 angespitzten.
Um Mindestlohn zu erwirtschaften, müsste ein Wollkämmer in fünf Arbeitstagen gebaut werden. Das klingt illusorisch bei Einzelfertigung am Küchentisch. Steuer und Sozialabgaben verkürzen auf vier Tage. Ein gelegentlicher Auftragsbau kann nur Hobby für Menschen mit gesichertem Grundeinkommen sein.

Phase 1: Konstruktive Überlegungen

Im Netz gibt es nur wenige Beispiele zur Ansicht. Konstruktive Unterschiede zwischen den Modellen stehen bei mir im Verdacht, der Optimierung des technischen Aufwands geschuldet zu sein. Zu erwartende Arbeitszeit und technischer Aufwand sollten bei meinem Prototyp nicht die Planung beeinflussen. Dieses Modell soll Funktionalität, Flexibilität und Stabilität bei technischer Machbarkeit am Küchentisch vereinen. Die Maschine sollte ebenfalls meinen hochgeschraubten ästhetischen Ansprüchen genügen. Dazu gehört, dass das Holz im Sichtbereich von möglichst wenigen Löchern durchbohrt werden soll, in denen möglichst ansehnliche Schrauben stecken.

Höchste Priorität für die Konstruktion ist die spätere Eignung für Gotländische Pelzschafwolle, von der bei uns eine große Menge lagert. Die Lammwolle ist sehr kurz und in tausende kleinen Locken verdreht. Mit der Hand diese auseinanderzuzupfen dauert für 100g ganze vier Stunden. Zur Verarbeitung dieser Wolle muss eine professionelle Maschine her. Die Nägel sollten dicht stehen, um die feinen Locken auch erfassen zu können um sie dann auseinanderzuziehen. Die Nägel sollten auch nicht zu lang sein, damit nicht so viel Wolle aufgespießt und festgehalten wird. Alle Maschinen der wenigen Anbieter sind für Wolle mit solchen Eigenschaften nicht vorgesehen, wie bei der Betrachtung der Nageldichte schnell ersichtlich wird.

Phase 2: Materialsuche und Einkauf

Mehrere Baumarktbesuche von je einer Stunde wurden erforderlich, ohne etwas zu kaufen. Sehr aufwendig erwies sich die Suche nach geeigneten Schrauben. Sie allein dauerte Stunden. Nach und nach kamen die ebay-Pakete ins Haus. Jetzt musste das Leimholz gekauft werden. Dazu habe ich einen Baumarkt gefunden, dessen Säge ein horizontales Sägen, also in saubere Streifen gewünschter Breite, zulässt. Zuvor gab es noch die Optimierungsaufgabe zu lösen, Bretter in Breite und Länge so auszuwählen, dass möglichst wenig Verschnitt übrig bleibt.

Phase 3: Testlauf und Kauf geeigneten Werkzeugs

Jetzt mussten Fragen geklärt werden, wie: Lässt sich drei Millimeter dickes Aluminium überhaupt sauber und ohne zu brechen um eine Stange biegen und wie geht das?
Wie lassen sich mehrere Dübel in zwei Bretter setzen, dass die Bretter passgenau rechtwinklig aufeinanderstehen?
Wie bekommt man Nute in Bretter, wenn alle erhältlichen Nutfräser kürzer sind als das Holz dick ist?

Phase 4: Zeichnung

Schnell habe ich erkannt, dass die Realisierung des Projektes aufs Gratewohl an meine Grenzen stößt. Ich fertigte nun eine Zeichnung im Maßstab 1:2 auf Papier. Hätte ich geahnt, wie lange das dauert, hätte ich sicher gleich ein Grafikprogramm benutzt. Das ginge zwar nicht schneller, doch dann wäre die Konstruktion für andere verfügbar.
Nun wurde der Bau machbar. Viele Längen ergeben sich erst aus der Zeichnung, wie die der Aluträger. Ihr konnte ich dann auch die Maße für die vielen unregelmäßig geformten Holzteile entnehmen, die dann genau aneinander passen müssen.

Phase 5: Der Bau

Wochenlanges Heimwerkern am Küchentisch wurde zur Herausforderung der Nachbarn.
Gut, dass ich nicht unter Zeitdruck stand. Allein der Zeitaufwand für das Anfeilen von 600 Nägeln, was mit einer Feile schneller als elektrisch geht, lässt sich nur abschätzen. Die Herstellung der neun Nagelbretter wird wohl zusammengerechnet locker zwei Arbeitstage beanspruchen.

Phase 6: Testlauf

Die letzten konstruktiven Details ließ ich offen, so dass ich das Gerät mit Schraubzwingen zusammengehalten, einem Eignungstest unterzog. Die Stellung der Nagelbretter, die Zuführung der Wolle und den Griff konnte ich optimieren. Die Zweckmäßigkeit von Gummifüßen zeigte sich ebenfasst im Testlauf.

Phase 7: Wollwolf im Betrieb

Wolle vieler Schafrassen wurde nun gekämmt. Dabei konnte ich über kleine Verbesserungen nachdenken. Sollte es zu einem weiteren Bau kommen, werde ich einige konstruktive Änderungen vornehmen.

Materialkosten und Werkzeug

Im oben abgebildeten Gerät stecken Materialkosten von zirka 110 Euro. Die Nägel kosten allein schon 10 Euro. Geschätzte 20 Euro würden bei einem Zweitbau gespart, da einiges Material in größerer Menge gekauft werden musste.
Notwendige Werkzeuge: Tischkreissäge, Bohrmaschine mit wenig ausgeschlagenem Bohrfutter, wackelfreier Bohrständer, Oberfräse mit Nutfräser, diverse Schraubzwingen, Eisensäge.
Die Löcher für die Kugellager können mit einem Forstnerbohrer gebohrt werden, der in passender Größe gekauft werden muss.

Bestellung und Bauplan

Den Bauplan habe ich leider in einer nicht kopierbaren Weise konstruiert.
Bestellungen sind gegenwärtig nicht möglich, da ich arbeiten und darüber hinaus keine Zeit mehr habe.

Weitere Fragen

Habt ihr Fragen, die hier nicht geklärt wurden, freue ich mich auf eine Nachricht an
j.sedl@online.de

Jörg
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